Frauen-Bezirkspokal: TSV Leinfelden – TSV Grafenau 3:4 (0:2)

Mit bestem Wetter, Einlaufkindern und Bewirtung hatte Leinfelden einmal mehr alle Zutaten für ein schönes Fußballspiel aufgeboten. Zum Halbfinale im Frauen-Bezirkspokal waren die Spitzenreiterinnen der Regionenliga 4 aus Grafenau „hinter Sindelfingen“ 😉 angereist. Und auch wenn sich die Favoritinnen am Ende durchsetzten – Sie mussten bis zum Schlusspfiff um den Sieg bangen, denn unsere Ladies zeigten tolle Moral und ließen sich nicht so leicht unterkriegen.

Leinfeldens Leistung ist umso höher zu werten, wenn man den frühen Rückschlag bedenkt, den die Spielerinnen von Trainer Kevin Goldberg hinnehmen mussten. Das 0:1 fiel schon nach wenigen Minuten und für viele Beobachter auch erst nach einem klaren Stürmerinnenfoul.

Die spätere Torschützin hat keine Aussicht auf den Ball, aber schon die Hände am Rücken von Lea, die sich bereit macht, den Ball zu klären.
Lea wurde klar zu Boden gestoßen, Bille muss aus der schlechteren Position zum Klärungsversuch schreiten.
Und dieser wird zum Pressschlag, dessen Abpraller unerreichbar über die Linie kullert.

Manche mögen hier von Cleverness sprechen, aber es bleibt ein fader Beigeschmack, wenn erstens Spielerinnen bereit sind, die Arme regelwidrig einzusetzen und zweitens der Schiedsrichter mit einer so grundsätzlichen Regel über die ganze Spieldauer so ungewöhnlich lax umgeht. Diese Bemerkung muss bei aller Solidarität mit den Schiris erlaubt sein, denn der ungewohnt heftige Armeinsatz der Gegnerinnen war sicher auch einer der Gründe, die dafür sorgten, dass es für Leinfelden heute schwieriger als sonst war, in flüssiges Kombinationsspiel zu kommen.

Und so sahen die über 100 (!) Zuschauerinnen und Zuschauer dann auch ein eher zerfahrenes Fußballspiel, das auf beiden Seiten mit viel Einsatz geführt wurde. Der Ligenunterschied machte sich eigentlich nur dadurch bemerkbar, dass dieses enge Ringen – jaja, der Armeinsatz 😉 – sich hauptsächlich in Leinfeldens Hälfte abspielte. Aber klare Torgelegenheiten waren auf beiden Seiten eher Mangelware. Und so kam Grafenaus zweiter Treffer auch eher zufällig zu Stande. Ein fürs Aufbauspiel gedachter langer Ball, getreten aus dem Leinfelder Strafraum, traf die anlaufende Mittelstürmerin und prallte von ihr ab ins Tor (38. Minute).

Schöne Kulisse, aber hässliche Gegentore. – Das fasst die ersten 45 Minuten treffend zusammen. Unser Team kam zwar selbst nicht wie gewohnt zur Entfaltung, ließ sich von den Gegnerinnen aber auch keinesfalls „auseinandernehmen“. Dann trotzdem mit zwei Toren zurück zu liegen, war schon etwas bitter. Andererseits war ja erst die halbe Spielzeit um und beide Teams gingen Teil zwei sichtbar mit frischem Schwung an.

Schließlich waren es dann die Grafenauerinnen, die in der 52. Minute den ersten wirklich herausgespielten Treffer des Tages bejubeln konnten, als eine flache Hereiengabe von rechts eine Schützin im Rückraum fand, die mit Übersicht flach ins linke Eck einnetze. Allerdings waren auch hier einige grenzwertige Zweikämpfe vorausgegangen. – Und so sprachen hinterher manche von ausgleichender Gerechtigkeit, als unser TSV im direkten Gegenangriff einen Foulelfmeter zugesprochen bekam, verursacht an Anna-Lena Zuber und verwandelt von Alina Schröder zum 1:3 in der 53. Minute.

Und als nur wenige Minuten später dem ersten eigenen Treffer der zweite folgte, lag ein Hauch von typischer Pokalgeschichte in der Luft. Anna-Lena Zuber hatte nach einem zunächst abgeprallten Angriff auf halb rechts gut die Situation erkannt und mit einem klugen und gekonnt platzierten Heber das 2:3 geschossen.

Das plötzlich wieder enge Spiel weckte natürlich den Kampfgeist auf beiden Seiten. Leinfelden brachte frische Stürmerinnen von der Bank und auch Grafenau wurde von der Trainerin immer wieder in die Offensive geschickt. Dem Publikum wurde jetzt genau die Spannung geboten, die ein Pokal-Halbfinale verspricht.

In dieser Phase waren die Rollen dann allerdings auch wieder entsprechend der Spielklassen verteilt. Grafenau schaffte es eher, Druck aufs Leinfeldener Tor zu machen, während die Gastgeberinnen nur zu vereinzelten Gegenstößen kamen.

Knapp zwanzig Minuten ging das gut und unsere Hintermannschaft hielt gut stand, aber dann kam es doch wie so oft bei latentem Druck. In einer nicht komplett geklärten Situation bekam eine Grafenauer Spielerin halblinks etwa an der Strafraumkante den Ball und versenkte ihn hoch ins lange Eck, wo er für Lisa Schober im Tor unerreichbar war. Das 2:4 eine Viertelstunde vor Schluss schien die Gästinnen also doch endgültig auf die Siegerstraße zu bringen.

Da hatte allerdings Ramona Kurz noch ein Wörtchen mitzureden. Ihr gelang nämlich nur fünf Minuten später der erneute Anschlusstreffer für die nimmermüden Leinfelden Ladies.

Ramona bringt erst geschickt den Ball unter Kontrolle und verlädt damit ihre Gegenspielerin.
Dann zieht sie mutig mit links ab und produziert dabei mit Glück oder vermutlich eher Können einen Aufsetzer, der genau im richtigen Moment die Torfrau überwindet.
Leinfelden applaudiert zurecht für die Aktion und Grafenau wird klar, dass unsere Ladies nicht so leicht unterzukriegen sind.

Das 3:4 läutete also noch einmal zehn spannende Schlussminuten ein, in denen Leinfelden zwar versuchte, das tolle Comeback nach 0:3 noch mit dem Ausgleich zu krönen. Das wollte an diesem Tag aber nicht mehr gelingen. Dennoch können Spielerinnen und Teamumfeld stolz auf diesen Auftritt sein und daraus Mut schöpfen fürs Titelrennen in der Bezirksliga, wo sie zurecht ganz oben mitmischen.

Glückwunsch ans Team des TSV Grafenau, die im Pokalfinale dann auf die Seriensiegerinnen von der Sportvereinigung Feuerbach treffen werden.