Herren: TSV Leinfelden I – Stuttgarter SC 3:1 (0:1)

Glanzvoll ist was anderes, aber Selbstvertrauen wird unsere Erste dennoch aus dem ersten Heimsieg der noch jungen Saison schöpfen können. Nach einer äußerst zähen ersten Hälfte bewiesen die Spieler von Roberto Zaccaro im zweiten Durchgang viel Moral und fanden zurück zu dem Einsatzwillen und Spielwitz, der sie in der vergangenen Saison so stark gemacht hat und für den sie auch heute zurecht belohnt wurden.

Los ging es – wie gesagt – denkbar schlecht. Schon in der 14. Minute fiel das 0:1 für die Gäste aus Cannstatt, die heute wegen der Bundesligapartie VfB-Dortmund auf ihr Heimrecht verzichteten. Dem TSV Leinfelden fiel es in der Folgezeit schwer, eine Antwort auf den frühen Rückstand zu finden. Es dauerte recht lang, so etwas wie Spielkontrolle zu erlangen. Und so blieb ein Pfostenschuss von Defrim Saljoni etwa zehn Minuten vor der Pause die gefährlichste Aktion der ersten Halbzeit.

Leinfelden hatte zwar mehr Ballbesitz und konnte die Angriffsbemühungen des SSC meist früh beenden, aber ihrerseits verteidigten die Gäste eben auch recht verbissen ihren knappen Vorsprung und hatten damit Erfolg bis zum Pausenpfiff.

In der Halbzeitpause wendeten sich nicht wenige Zuschauer der Bewirtung zu, die heute wieder von Andrea Kühner organisiert wurde. Im einen oder anderen Gespräch wurde sicher auch an Marek Romanczyk gedacht, unserem zum Freund gewordenen Hausmeister, der leider viel zu jung verstorben ist. Er wurde nur 64 Jahre alt und ihm zu Ehren spielten die TSV-Herren mit Trauerflor.

Nach Wiederanpfiff konnte Leinfelden nicht sofort wieder an die längeren Ballbesitzphasen anknüpfen, die das Team vor der Pause hatte. Denn es waren die Gäste, die mit mehr Schwung aus der Kabine kamen und ganz offensichtlich rasch ihren Vorsprung vergrößern wollten. Eine schlaue Taktik, die auch fast zum Erfolg geführt und dem TSV heute womöglich sogar den sprichwörtlichen Zahn gezogen hätte.

Der TSV überstand diese Phase zunächst mit Glück bei einem Pfostenschuss und einer vergebenen Doppel-Großchance der Gäste. Und dann, als das Glück aufgebraucht war und manche sich schon mit dem 0:2 abgefunden hatten, machte unser Kapitän, Martin Vu, Kapitänssachen: Er grätschte mit vollem Einsatz den Ball noch von der Linie, verletzte sich dabei jedoch an der Wade. Aber: Er hielt sein Team im Spiel!

Diese Aktion – vielleicht auch die damit verbundene kurze Behandlungspause für Martin, der zum Glück weiterspielen konnte – war im Nachhinein der Wendepunkt in diesem Spiel. Dem Vorbild des Captain folgend, schien bei Leinfelden jetzt jeder Spieler wieder eine Schippe drauf zu legen. Zwar fehlte in vielen Aktionen noch die Leichtigkeit und Sicherheit der Vorsaison, aber das kompensierten die Jungs ab sofort mit mehr Einsatz! – Und prompt lief das Spiel fast nur noch aufs Cannstatter Tor zu.

Die erste gute Ausgleichschance vergab Ben Unger, als er eine Volley-Abnahme neben das Tor setzte. Aber jeder im Sportzentrum sah jetzt wieder, welche Chancen Leinfelden herausspielen kann. Es folgten allerdings erst noch weitere vergebliche Bemühungen, bevor es endlich zum Ausgleich reichen sollte, der folgendermaßen fiel:

Marven Engelhardt treibt über links den Ball nach vorne und dringt in den Strafraum ein.
Dort setzt er sich prima gegen zwei Gegner durch und legt den Ball zurück in Richtung Elfmeterpunkt, wo Mitspieler lauern.
Hier unterbeicht der „Lehrbuchablauf“, weil beide verpassen und ich nicht mehr genau beschreiben kann, wie das passieren konnte. 😉
Aber Nandor Varga bleibt hellwach, erläuft den nach rechts durchgerutschten Ball und dribbelt wieder zur Mitte, wo er wenig später auch abziehen kann.
Nandors Schuss geht zwar nicht ins Tor, produziert aber einen Abpraller, den Timo Bock letztlich versenken kann.
Der erlösende Jubel erfasste das ganze Sportzentrum. 🙂

Als das 1:1 fiel, war die 72. Minute angebrochen und die Partie lief vollends eigentlich nur noch in Richtung Gästetor. Es schien jetzt eine Frage der Zeit, bis Leinfelden das zweite Tor machte. Aber da wurden die Fans auf eine echte Gedudsprobe gestellt, denn unsere Spieler verzweifelten schier am Gästekeeper oder am Timing der eigenen Aktionen, bei denen wie verhext immer ein Stückchen zum Glück fehlte.

Es lief schon die Nachspielzeit – aufgrund der Behandlungspause für Martin satte 7 Minuten – als der Leinfelder Dauerdruck endlich zum verdienten Lohn führte. Auch dessen Entstehung lässt sich schön zeigen:

Lucas Lazarescu erobert einen Ball im Mittelfeld und spielt ihn sofort weiter auf den halbrechts startenden Nandor Varga.
Nandor nimmt den Ball in hohem Tempo mit und dribbelt einen Gästeverteidiger an…
… lässt diesen sozusagen mit links aussteigen…
… und bedient dann den links im Rücken der Abwehr mitgelaufenen Nam Dang-Chan.
Nam ist ungedeckt und nutzt die Gelegenheit…
… um konzentriert mit seinem linken Fuß ins kurze Eck abzuschließen.

Jetzt waren Fans und Team natürlich aus dem Häuschen. Zurecht bejubelte das Team den verdienten Lohn für die deutliche Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit.

Obwohl der Stuttgarter SC sehr lange das 1:1 halten konnte, war den aufmerksamen Zuschauern klar, dass es irgendwann klingeln würde. Zu regelmäßig rollten die TSV-Angriffe in der Schlussphase und immer häufiger kamen die Stuttgarter nicht mehr hinterher. Sie sammelten vier gelbe Karten (Leinfelden null) und alle in der Schlussviertelstunde.

Zugegeben, zwei davon wegen Meckerns als zwei Spieler immer noch weiter lamentierten, obwohl der Schiedrichter den folgenden – spielentscheidenden – Elfmeterpfiff geduldig und richtig erklärt hatte. Es folgt eine kleine Regelkunde für alle: 😉

Nam hatte den Ball schon am Gegenspieler vorbei gelegt, kam aber durch ein klares Beinstellen ins Straucheln.
Fairerweise ließ er sich nicht einfach fallen, sondern versuchte noch den Torabschluss. Allerdings konnte sein Gegner jetzt aufgrund des Fouls und Nams Stolpern rechtzeitig wieder aufschließen, um den Torschuss zu blocken.
Das Foul zeigte also zeitversetzt Wirkung, so dass der Schiedsrichter in der Situation doch keinen Vorteil für Nam feststellen konnte, sondern korrekterweise Elfmeter gab.

Timo Bock verwandelte den fälligen Elfmeter ganz sicher zum letztlich verdienten Endstand von 3:1.

Dank des Sieges zieht Leinfelden am Stuttgarter SC in der Tabelle vorbei. „Dank“ der zwei Niederlagen zum Auftakt heißt es für unser Team allerdings erst einmal „Aufholjagd“, wenn man in die Spitzengruppe will. Und dieses Vorhaben kann nur mit demselben Spirit gelingen, den die Jungs gegen Ende des Spiels zeigten: Martin, der sich aufopferte, Nandor, der nicht lamentierte, sondern immer aktiv blieb und so Timos Ausgleich ermöglichte, Lucas, der nach seiner Einwechslung zwar gleich mit einem Fehlpass startete, sich aber nicht verunsichern ließ, sondern sich in die Partie kämpfte und dann mit viel Übersicht das 2:1 einleitete. – Die drei Szenen stehen beispielhaft für alle eingesetzten Spieler, die heute unermüdlich kämpften und ihr Bestes gaben. An diesem Spiel sah man hervorragend, wie wichtig diese Tugenden im Sport sind. Auf dieser Grundlage kann man Erfolgserlebnisse aus eigener Kraft wahrscheinlicher machen. Ohne bleibt es Glücksache.

Knüpfen die Jungs an die letzten Eindrücke an, dann haben sie in diesem Spiel wieder einen wichtigen Entwicklungsschritt genommen. Verwöhnt von der sehr positiven Entwicklung der letzten Jahre vergisst man leicht, wie jung unser Kader insgesamt noch ist. Und er hat sich im Sommer sogar noch weiter verjüngt! Zehn Spieler wechselten aus unseren eigenen A-Junioren hinauf in die beiden Herrenmannschaften. Das ist ein Erfolg für unsere Jugendarbeit, der in der jüngeren Vereingeschichte seinesgleichen sucht. Auf diese Entwicklung können alle Beteiligten stolz sein. Aber junge Teams brauchen auch Zeit, um im Herrenbetrieb zu lernen. Beim Heimspiel gegen Omonia wurden sie noch überrumpelt, aber heute sah das – zumindest am Ende – viel besser aus.

Eine gute Figur macht das Team auch im Bezirkspokal! Drei Siege hintereinander bedeuten, dass der TSV Leinfelden nur noch einen Schritt vom Achtelfinale entfernt ist. Und nach Musbergs Ausscheiden übrigens der letzte Vertreter aus dem Stadtgebiet Leinfelden-Echterdingen. ;-).

Allerdings wartet in Runde vier mit dem KV Plieningen ein Spitzenteam der Kreisliga A2. Immerhin können die Zuschauer behilflich sein, denn es wird ein Heimspiel:

Donnerstag, 24.10. um 19:30 Uhr: TSV Leinfelden – KV Plieningen

In der Meisterschaft geht es schon am Sonntag wieder mit einem Heimspiel weiter, und zwar im „Dreierpack“:

Sonntag, 29.9. um 11:00 Uhr: Frauen: TSV Leinfelden – Spvgg Rommelshausen

Sonntag, 29.9. um 13:00 Uhr: Herren: TSV Leinfelden II – SV Grün-Weiss Sommerrain I

Sonntag, 29.9. um 15:00 Uhr: Herren: TSV Leinfelden I – SV Grün-Weiss Sommerrain II

Weitere Impressionen vom Spiel gegen Stuttgarter SC