Ein großer Befreiungsschlag gelang unseren Frauen am drittletzten Spieltag der Bezirksliga Rems/Murr – Stuttgart! Vollauf verdient schlugen sie die frischgebackenen Meisterinnen vom TSV Nellmersbach vor den Toren Winnendens. Trainer Kevin Goldberg hatte das junge Leinfeldener Team hervorragend eingestellt. Aus einer kompakten Grundformation sollten die Spielerinnen dennoch mutig ihre Chancen suchen – jedoch nicht mit aller Macht erzwingen, sondern die günstigen Momente dafür nutzen.
Und siehe da: Der erste „Glücksmoment“ ergab sich schon nach einer Viertelstunde, als Magdalena Helm etwas unerwartet einen Freistoß nahe der Mittellinie (!) direkt aufs Tor brachte und tatsächlich verwandelte. Für so viel Schusskraft und Schlitzohrigkeit durfte sie sich zu Recht von den Teamkolleginnen feiern lassen.
Die Führung schien unseren Ladies den Glauben zu geben, dass sie auch heute einmal mehr würden mithalten können – auch gegen ein Team, das laut Tabelle übermächtig erschien. Und tatsächlich kämpften alle weiter um jeden Ball, halfen einander und spornten sich gegenseitig an. Nellmersbach war anzumerken, dass sie möglichst rasch die Verhältnisse wieder zu ihren Gunsten korrigieren wollten. Allerdings ließ Leinfelden das heute nur sehr schwer zu. Und mit jeder Spielminute, die ohne Gegentreffer verstrich, wuchs die Selbstsicherheit unserer Spielerinnen.
Als es dann in der 22. Minute doch zum ersten Mal „schepperte“, waren die Leinfeldenerinnen schon alle so überzeugt vom heutigen Plan, dass sie unbeirrt weiter machten und tatsächlich belohnt wurden. Nicht nur, dass die Spitzenreiterinnen ihr Spiel nicht entfalten konnten, sondern den Underdogs gelang die erneute Führung. Nach einem Zusammenprall im Strafraum, bei dem der Schiedrichter das Spiel weiterlaufen ließ, schaltete Johanna Stehr am schnellsten und brachte den Ball mit zwei Versuchen im Tor unter (38. Minute).
Dank weiterhin solider Defensivarbeit hielt das 2:1 für Leinfelden bis zur Halbzeitpause, was die rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauer durchaus als Überraschung besprechen konnten bei der leckeren Bewirtung, die heute einmal mehr Andrea Kühner auf die Beine gestellt hat. – Herzlichen Dank dafür!
Nach der sehr konzentrierten Leistung in Hälfte eins kam es umso überraschender, dass Leinfeldens Hintermannschaft direkt nach Wiederanpfiff ein Patzer unterlief, der Nellmersbach den erneuten Ausgleich allzu einfach möglich machte. Dass die Gästinnen mit dem 2:2 so schnell wieder im Spiel waren, ließ für Hälfte zwei nichts Gutes ahnen. Schließlich kamen die Meisterinnen noch ohne eine einzige Niederlage durch die Saison und wollten diese Serie natürlich bewahren.
Dieses Vorhaben machten ihnen unsere Ladies heute allerdings sehr, sehr schwer. Sie stemmten sich weiter vehement gegen alle Angriffsbemühungen und vermieden sehr geschickt, dass es in Tornähe allzu brenzlig werden konnte. Stattdessen schalteten sie vor allem nach hohen Ballgewinnen schnell um und suchten zielstrebig selbst den Weg zum Tor. So auch Lisa Schober, die in der 55. Minute halblinks mit aufrückte, nicht aufsteckte, sondern immer in der Situation blieb, und mit tollem Einsatz den Ball zum 3:2 für Leinfelden über die Torlinie spitzelte!
Der Treffer bedeutete also die dritte Führung für Leinfelden in dieser spannenden, abwechslungsreichen Partie. Leider dauerte es danach nur kurz, bis auch die Gästinnen zum dritten Mal antworteten und ausgleichen konnten. Ihre im Saisonverlauf treffsicherste Stürmerin wurde von unserer Hintermannschaft zwar über lange Strecken gut in Schach gehalten, traf aber in der 58. Minute zum 3:3.
In der Schlussphase des nun wieder offenen Spiels kämpften beide Seiten durchaus immer intensiver, aber nie unfair.
Nellmersbach drückte auf den Sieg, mit dem sie insgeheim wohl gerechnet haben dürften, denn schließlich brachten sie unserem Team erst im November noch mit 12:0 die höchste Saisonniederlage bei. Heute bot sich da aber ein komplett anderes Bild. Mit viel Disziplin und hoher Laufbereitschaft hielten unsere Ladies ihre Postionen, was dem Leinfeldener Spiel über die gesamte Spieldauer viel Sicherheit gab. Und das gute Gefühl, dem Liga-Spitzenteam so gut Paroli bieten zu können, beflügelte unsere Spielerinnen selbstverständlich auch bei ihren schnellen Gegenstößen.
Trotz des hohen Ballbesitzes gelang Nellmersbach auch gegen Ende keineswegs das berühmte „Spiel auf ein Tor“, sondern Leinfelden suchte genauso die Entscheidung zu seinen Gunsten. Zweimal hatten die Fans schon wieder den Jubelschrei auf den Lippen, als Spielerinnen in Rot aussichtsreich durchgebrochen waren. Einmal wurde Juli dann doch noch zu weit nach außen gedrängt und einmal verhinderte die Torspielerin gerade noch Johannas zweiten Treffer des Tages.
Insofern war es also keineswegs ein glücklicher Zufall für Leinfelden, sondern gelungene Mannschaftstaktik, als schließlich auch noch Ramona Kurz in der Spitze den Ball bekam. Sie war nach nach bewusster Erholungspause für die Schlussphase nochmal von der Bank zurück gekommen und blieb in der 87. Minute einfach sehr, sehr cool, als sie gleich mit mehreren Finten ihre beiden Gegnerinnen austanzte und am Ende mit links zum 4:3 einschieben konnte.
Der große Coup für Leinfelden war jetzt zum Greifen nah und unsere Ladies holten für die letzten Minuten noch einmal alle Kraft aus sich heraus. Auf allen Positionen wurde mit so viel Leidenschaft gekämpft, dass es nicht nur die Nebenfrau ansteckte, sondern auch die Zuschauer, die immer mal wieder auch Szenenapplaus spendierten. So mitreißend wirkt Fußball, wenn er mit ganzem Herzen gespielt wird. 🙂
Nach zwei Minuten Nachspielzeit – es war wie gesagt, ein sehr faires Spiel – brandete mit dem Schlusspfiff ein Riesenjubel auf. Gerade als es nach ärgerlichen Niederlagen gegen die direkte Konkurrez in der Tabelle noch einmal eng wurde, nahmen unsere Spielerinnen ihr Herz in die Hand und zeigten, welche Qualität in unserem Team eigentlich steckt!
Es wäre zu einfach, den Sieg über Nellmersbach damit zu erklären, dass es für die Gegnerinnen „um nichts mehr ging“, denn diesen Eindruck erweckten die Gästinnen keinesfalls. Sicher hätten sie ihre tolle Saison gerne ohne Niederlage abgeschlossen. Das heutige Spiel steht eher andersherum sinnbildlich für die wechselvolle Saison unserer Ladies, die nicht immer so mutig und positiv entfesselt spielten wie heute. Viele – teils langfristige – Verletzungen mussten und müssen verdaut werden und die von den Juniorinnen integrierten Spielerinnen hatten weit weniger Zeit zur Eingewöhnung, als erhofft.
Trotz der vielen Rückschläge und Widrigkeiten gelang es unserem Trainer Kevin Goldberg mit der schon legendär zuverlässigen Unterstützung von Volker Funk, das Team zu jeder Zeit am Ball zu halten (durchgehend gute Trainingsbeteiligung) und bei den Spielerinnen immer wieder das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken. Und was da alles in den Ladies steckt, konnte heute vor allem deshalb so gut zum Vorschein kommen, weil alle zusammen als Mannschaft so dermaßen gut harmoniert haben! Alle stellten sich in den Dienst des Teams und powerten sich auf dem Platz völlig aus. Zu jeder Zeit war die eine bereit, für die andere mit zu rennen, es gab keine Vorwürfe, sondern nur Aufmunterungen und gemeinsame Freude über gelungene Aktionen. Wer selbst schon Fußball gespielt hat, kennt wahrscheinlich diese „Teamgeist-Magie“, die Gruppen zu Leistungen tragen kann, die größer sind, als jede Einzelne sich vorher zugetraut hätte. Heute konnte man diese Energie in unserem Sportzentrum erleben, als unsere Ladies sich für ihre beharrliche Arbeit endlich mal wieder mit drei ganz wichtigen Punkten belohnen konnten. Das sorgt in der Tabelle für einen großen Schritt nach vorne, aber ebenso – und wohl noch wertvoller – für jede Einzelne in ihrer Erfahrung als Sportlerin. – Danke für dieses tolle Fußballerlebnis, Ladies!
Die beiden letzten Saisonspiele sind:
- So, 26.5.24, 10:30 Uhr
TSV Leinfelden – TSG Backnang - So, 2.6.24, 10:30 Uhr
SGM TSV Heumaden/SV Sillenbuch II – TSV Leinfelden